30.06.2002
Konzertsaal Bundesallee
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Sonntag, 30.06.2002, 19.00 Uhr
Konzertsaal Bundesallee
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PROGRAMM:
Antonio N. Porpora (1686 -1768): Konzert für Violoncello ,
Streichorchester und Basso continuo G-Dur
Adagio - Allegro - Largo - Allegro
Solist: Reinhard Eger, Violoncello
(Hannelore Abt, Cembalo)
Antonio Rosetti (1750-1792): Sinfonie Es-Dur
Allegro vivace
Adagio agitato
Menuet: Allegretto -Trio - Menuet
Finale: Allegretto
PAUSE
Henryk M. Gorecki (geb. 1933): Konzert für Klavier und Streichorchester op.40
Allegro molto - Vivace
Solistin: Vida Kalojanova, Klavier
Johannes Brahms (1833-1897): Streichsextett B-Dur op.18 in einer Fassung für Streichorchester
1.Satz: Allegro, ma non troppo
E.T.A.Hoffmann-Kammerorchester
(Ensemble der Musikschule Charlottenburg-Wilmersdorf,
in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis der Musikschule Wilmersdorf e.V.)
Leitung: Dinah Backhaus und Matthias Wildenhof
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Einführung zu dem Werk: (M.Wildenhof, D.Backhaus)
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Nicola Porpora (1686-1768) wurde in Neapel geboren und musikalisch ausgebildet; seine vielfältige Tätigkeit als Gesangslehrer, Kapellmeister, Operndirektor und Komponist führte ihn u.a. nach Venedig, Dresden, London und Wien. In London war er als Operndirektor eine Zeit lang der größte Konkurrent G.F.Händels, in Wien schlüpfte der junge 15jähr. Joseph Haydn als eine Art Bediensteter bei ihm unter, - denn Haydn war wegen eines dummen Streiches aus dem Konservatorium geflogen : er hatte seinem Mitschüler den Zopf abgeschnitten...!
Porpora kennt man - wenn überhaupt- fast nur noch als Opernkomponisten. So ist es uns eine ganz besondere Freude, Ihnen heute eine echte Rarität, nämlich sein heute fast nie zu hörendes Violoncellokonzert G-Dur vorstellen zu können. Hier weicht Porpora schon von der typisch barocken Ritornellform ab und lässt Tutti- und Solo-Abschnitte häufig fließend ineinander übergehen. Auf den feierlich eleganten kantablen ersten Satz folgen ein spielerisch virtuoses Allegro, ein klagendes grüblerisches Largo in Moll und ein überschäumend lebhaftes tanzartiges Allegro-Finale.
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Antonio Rosetti (1750-1792) wurde als Anton Rösler in Leitmeritz (Böhmen) geboren. 1773 trat er als Kontrabassist in die Hofkapelle des schwäbischen Fürsten von Oettingen-Wallerstein ein; seitdem nannte er sich italianisiert "Rosetti", weil das karrieremäßig "chicer" klang. 1786 wurde er Kapellmeister; viele seiner Kompositionen wurden durch Drucke und Abschriften auch überregional bekannt. Er schrieb vor allem Sinfonien und Konzerte für seine Hofkapelle, die damals für ihre musikalische Präzision berühmt war. 1789 wechselte er an den Hof in Ludwigslust (Mecklenburg-Schwerin). Die dort 1792 entstandene, nur handschriftlich überlieferte Sinfonie Es-Dur wurde noch im selben Jahr in Berlin(!) uraufgeführt.
Durch kontrapunktische Dichte, Chromatik, Ökonomie des thematischen Materials und expressive Harmonik verblüfft diese Sinfonie durch überraschende Schönheiten und kann sich kompositorisch durchaus mit Haydn oder Mozart messen. Der Reiz des ersten Satzes besteht in der Gegenüberstellung explosiv-dramatischer und spielerisch-eleganter kantabler Abschnitte. Das anfangs lyrische Adagio agitato in As-Dur enthält interessante harmonische Wendungen und berührt entfernteste harmonische Regionen. Auf das Menuett mit kontrastierendem Trio folgt ein Finale mit eingängiger Melodik, unerwarteten und frechen Akzenten und Taktverschiebungen, plötzlichen zornig-dramatische Ausbrüche und schwierigen Hornpartien.
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Henryk M. Gorecki (geb. 1933) gehört neben Penderecki zu den berühmtesten polnischen Komponisten nach dem 2.Weltkrieg. Kompositorisch suchte er einen eigenständigen Weg: Nach der Auseinandersetzung mit der Avantgarde um 1960 versuchte er in seinen häufig von katholischer Mystik geprägten Werken, moderne Kompositionstechniken mit älterer tonaler Klanglichkeit zu verbinden. Sein Klavierkonzert op. 40 entstand 1980 vor der Wende in Polen.
Im ersten Satz spielen die Streicher einstimmig eine Art gregorianischen Choral, der durch sein unerbittliches Forte große Eindringlichkeit und Bekenntnischarakter besitzt. Man könnte sich darunter auch gut eine große Demonstration vorstellen, in der ein ganzes Volk lautstark im Unisono aufbegehrt und seine Stimme erhebt. Kontrastiert wird dieses Unisono durch mechanisch hämmernden Klavierläufe, die vielleicht die Zwänge eines seelenlos rigiden politischen Systems oder eine sonstige Art von Hamster-Tretmühle verkörpern sollen.
Der 2. Satz bringt motorische Vitalität (Anklänge an Bartok oder Strawinski), abwechselnden Dialog zwischen Klavier und Streichern und - fast hypnotisch in der Wirkung- interessante minimale Veränderungen und chromatische Rückungen.
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Johannes Brahms (1833-1897) wuchs als Sohn eines Musikers in Hamburg auf; nach frühen Konzertauftritten als Pianist lernte er als 18-jähriger in Düsseldorf Robert und Clara Schumann kennen; ab 1862 verlagerte sich sein Lebensmittelpunkt bei weiterhin vielfältiger europaweiter Reisetätigkeit als Pianist, Dirigent und Komponist allmählich nach Wien. Das Streichsextett B-Dur op.18 entstand 1860.
Das Allegro hebt an mit einer breit dahinfließenden herrlichen Cello-Kantilene. Der noble sonore Klangeindruck wird durch die doppelt geteilten Bratschen und Celli erreicht. Anschließend beschwört ein wie von ferne erklingendes Walzermotiv in lichtem D-Dur die Traumwelt romantischer Sehnsucht nach einem Glück, das vorbei zu sein scheint. Es leitet über zu einem geradezu euphorisch aufbrechenden zweiten Thema - wiederum von den Celli eingeführt. Seinen Schwung bezieht es aus den mitreißenden Sext-Intervallen, die sich in immer himmlischere Höhen hinaufschwingen und dort in einer Art "Himmels-Wiegenlied" verbleiben..
Die Herrlichkeiten dieses Stückes kann man gar nicht alle in Worte fassen und darum lässt man sich gerne von E.T.A. Hoffmanns Satz leiten: "Da, wo die Sprache aufhört, beginnt die Musik...".
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Die Musiker (Orchesterbesetzung)
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Die Orchesterbesetzung liegt leider nicht vor.
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Solisten
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Reinhard Eger (Cello) wurde in Seiffen im Erzgebirge geboren und erhielt den ersten Cellounterricht im Alter von sieben Jahren. Seine weitere musikalische Ausbildung erfolgte in Leipzig und Dresden, wo er "nebenbei" auch noch Pharmazie studierte. Ab1990 lebt er in Berlin.
Er wirkt in verschiedenen Ensembles mit und beschäftigt sich auch mit experimenteller Musik, Improvisation und Klezmer. Neben der Musik interessiert er sich auch für Literatur. Seit dem Jahr 2000 führt er selbstständig eine Apotheke, in der er seine Kunden auch mit Musik erfreut, denn das Cello ist natürlich immer dabei. . .
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Hannelore Abt (Cembalo): Einzelheiten liegen leider nicht vor.
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Vida Kalojanova (Klavier) studierte an der Staatlichen Musikhochschule in Sofia und an der HdK Berlin (bei G. Puchelt) sowie in der Solistenklasse von H. Leygraf in Hannover. Sie ist Preisträgerin von internationalen Klavierwettbewerben. So gewann sie z.B. den 1.Preis in Middlesbrough (England) und den 3.Preis in Salerno (Italien). Außerdem wurde sie beim "Concorso F. Busoni" in Italien sowie beim R. Schumann - Klavierwettbewerb in Zwickau mit Diplomen ausgezeichnet.
Neben ihrer Zusammenarbeit mit dem Geiger W. Knorr im "Duo novarese" gibt sie Klavierabende mit breitgefächertem Repertoire, tritt als Solistin mit Orchestern auf, wie zuletzt in Kolumbien mit dem 1. Klavierkonzert von F. Liszt, und konzertiert als Kammermusikerin und Liedbegleiterin. Vida Kalojanova ist Dozentin für Klavier an der HdK Berlin.
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Dirigenten
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Dinah Backhaus, geb. in Berlin, studierte Schulmusik, Germanistik und Hauptfach Violine an der HdK Berlin und nahm an Meisterkursen bei André Gertler, Sandor Vegh und Reinhard Goebel ("Musica antiqua") teil. Mitwirkung in: Quartett mit Berliner Philharmonikern, „Basel Sinfonietta", „Deutsches Kammer-Orchester", „Ensemble Sanssouci" und „Berliner Barock-Orchester".Dirigierausbildung im Studium und Dirigierkurse. Seit 1985 Altistin im Ernst-Senff-Chor, der mit den bedeutendsten Dirigenten und Orchestern zusammenarbeitet. Seit 1998 Jurorin bei „Jugend musiziert", seit 1999 Dozentin am Charlotte- Wolff- Kolleg (Erwachsenenbildung). Neben einer Konzerttätigkeit als Geigerin, Dirigentin und Altistin leitet sie gemeinsam mit M.Wildenhof das E.T.A.-Hoffmann-Orchester.
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Matthias Wildenhof, geboren in Berlin, studierte Schulmusik mit Hauptfach Violoncello (bei Markus Nyikos) und Tonsatz an der HdK Berlin sowie Geographie. Vielfältige Tätigkeit als Cellist (RIAS-Jugendorchester, Festspielorchester Bregenz, Festival Montepulciano u.a.), Beschäftigung mit historischer Aufführungspraxis und Barockcello; Konzerte in diversen Alte-Musik-Ensembles. Dirigierausbildung im Studium, Teilnahme an Dirigierkursen. Dozent für Tonsatz und Gehörbildung. Seit 1998 Unterrichtstätigkeit im Fach Musik am Werner-von-Siemens-Gymnasium in Berlin-Zehlendorf. An der Musikschule Charlottenburg-Wilmersdorf leitet er zusammen mit D.Backhaus das E.T.A.-Hoffmann-Kammerorchester.
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Heilig-Kreuz-Kirche Berlin- Kreuzberg
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